Die Freiwillige Feuerwehr Walbersdorf
1890 – 1948

Die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr von Walbersdorf erfolgte am 1. September 1890 in Ungarn. Zur damaligen Zeit war auch die Amtssprache ungarisch.
Die Mitglieder wurden in folgende Kategorien eingeteilt:

Gründungsmitglieder
Ehrenamtliche Mitglieder
Aktive Mitglieder
Unterstützende Mitglieder
Gönner

Aktive Mitglieder waren Kletterer, Pumpenbedienpersonal und Ordnungshalter.

Gönner waren jene, die sich für mindestens 3 Jahre verpflichteten, für die Aufrechterhaltung der Feuerwehr zu sorgen.

Der Gründungsvertrag vom 1. September 1890, Reg. Nr. 3368, trägt die Unterschriften des 1. Präses der Feuerwehr Walbersdorf

 

SCHUBER JANOS


und wurde vom ungarisch königlichen Innenminister,  Lukacs György , am 18. Jänner 1891 genehmigt.

Die Kommandanten vom Gründungsjahr bis 1939:

1890    Schuber Janos
1891 – 1893   Schuber Johann
1894 – 1895   Lang Michael
1896 – 1901   Schandl Andreas
1901 – 1934   Tschank Andreas
1934 – 1935   Tschürtz Andreas
1935 – 1939   Lang Matthias

Das erste, uns bekannte Protokoll einer Feuerwehrsitzung finden wir im November 1917 und zwar mit folgendem Wortlaut:

„Der Verein beschlüst bei den Leichenbegängnis des Johann Schiebendrein, ihren Vize Kommandanten, mit Musik und Kranzspende auszurücken. Auch ladet der Verein auch fremde Vereine ein.
Tschürtz Andre wird zum Vize Kommandanten gewählt. Matthias Wohlmuth und Tschürtz Andre werden betraut alles zu veranstalten.“

1919 wurde die erste Spritze um 1.500 Kronen angeschafft. Für dieses Jahr war die Ortsfeuerwehr der Gemeinde Mattersdorf zugeteilt. Es wurde beschlossen, für das Ausborgen der Pumpe 20 Kronen als Abnützungsgebühr zu verlangen.

Eine im Jahr 1924 in Walbersdorf durchgeführte Bestandsaufnahme ergab einen Häuserstand von 115 und einen Gesamtbesitz von 800 Joch.

1935 kommt es zu einer Neuorganisation des Feuerwehrwesens im Burgenland. Die Feuerwehr wird als Verein aufgelöst und als Körperschaft des öffentlichen Rechts weitergeführt.

In der Zeit von 1939 – 1948 liegen keine Aufzeichnungen vor. Sie sind in den Kriegswirren verlorengegangen.

Ehrenkommandant Otto Pöttschacher †

1949 – 1994

Die Kommandanten von 1949 bis jetzt:

1949 – 1951   Schandl Oskar
1951 – 1972   Pöttschacher Otto
1973 – 1974   Schuber Kurt
1974 – 1996   Pöttschacher Erwin
1996 – 2010   Schandl Norbert
2010 – 2017   Giefing Norbert
2017 – 2021   Pollack Andreas

2021 – dato   Dorfmeister Thomas

 

Schandl Oskar war für knapp 2 Jahre Kommandant der Ortsfeuerwehr. Aus dieser Zeit ist uns ein besonders spektakulärer Einsatz in Erinnerung:

Am 9. September 1949 ertrank  ein junger Mann aus Rohrbach im Ziegelteich. Die Feuerwehr war von 17 Uhr abends bis am nächsten Tag um 16 Uhr, also 23 Stunden, im Einsatz. Lt. Protokollbuch der Feuerwehrkameraden war sogar der damalige Landeshauptmann anwesend, um den Einsatz der Kameraden zu beobachten.
Der Nachfolger von Schandl Oskar als Kommandant war Pöttschacher Otto, und er sollte diesen Posten die nächsten 21 Jahre bekleiden.

Die Hauptaufgaben der Feuerwehr bestanden im Auspumpen von Brunnen, Beseitigen von Bäumen, die zu einem Hindernisse für verschiedene Ortsbewohner wurden, sowie Einsätze bei Hochwasser, speziell in den Jahren 1954 und 1955.

Im Jahre 1954 wurde ein Feuerwehrauto um S 5.000,- angeschafft. Der Wagen mußte allerdings überholt werden, um Bedarfsfalle einsatzbereit zu sein. Mit dieser Aufgabe wurden der Ortstischler und der Ortsmechaniker betraut.

1957 erwarb die Feuerwehr eine Motorspritze um S 38.640,-, was damals einen enormen Aufwand darstellte, da das Jahresbudget nur etwa S 11.000,- betrug.

Bei der am 10. Jänner 1973 abgehaltenen Hauptdienstbesprechung wird Schuber Kurt einstimmig zum neuen Kommandanten gewählt. „Er verpflichtet sich den Kommandantenkehrgang an der Landesfeuerwehrschule zu besuchen“ ist im Protokoll vom 10.1.1073 zu lesen.

Im Jahre 1974 erfolgte die Ablösung des Kommandanten durch OBI Erwin Pöttschacher der bis 1996 diesen Posten innehatte, und durch seine verantwortungsbewußte und aufopfernde Hingabe zur Feuerwehr ein Vorbild für jeden Kameraden war.

1975 war offensichtlich der Tiefpunkt der Feuerwehr von Walbersdorf. In der Hauptdienstsitzung vom 17. Jänner 1975 wurde auf Grund der geringen Anzahl von Feuerwehrmännern im Ort der Anschluß an die Feuerwehr von Mattersburg diskutiert. Die Mehrheit stimmte jedoch für die weitere Selbstständigkeit der Feuerwehr Walbersdorf. Diese Abstimmung hatte jedoch keine Bedeutung, da in den Jahren 1975 und 1976 die ortsansässige Wehr als „provisorische Feuerwache „ unter dem Kommando der Stadtfeuerwehr Mattersburg agierte.

Ab dem Jahre 1977 war die Feuerwehr Walbersdorf wieder eigenständig tätig.

Im Jahre 1982 wurde ein Tanklöschfahrzeug angeschafft, welches am 12. September unter reger Anteilnahme der Bevölkerung feierlich geweiht wurde.

Bei der Hauptdienstbesprechung des Jahres 1986 wurde bereits über den möglichen Neubau eines Feuerwehrhauses gesprochen, da die räumlichen Probleme im alten Haus dringend gelöst werden mussten.

Altes Feuerwehrhaus in der Hauptstraße


Im Jahre 1988 wurde vom Kommandanten eine Planstudie des Neubaues dem Landesfeuerwehrkommando zur Prüfung vorgelegt.

Im August 1990 war es dann endlich soweit. Es konnte mit dem Neubau des Feuerwehrhauses begonnen werden, jedoch erst nach dem Abriß des auf dem vorgesehenen Grundstück befindlichen  Gebäudes. Am 3. Juli 1991, anläßlich der Dachgleiche, wurde im Rohbau ein uns allen unvergeßlicher Grillabend veranstaltet. Trotz heftiger Regenfälle war der Besucheransturm von nah und fern enorm, und selbst ein Fußbad (es regnete in das Gebäude, da zu diesem Zeitpunkt noch das Dach fehlte) tat der großartigen Stimmung und der Freude der Bevölkerung über das neue Haus keinen Abbruch.
Erwähnt werden muß allerdings, daß ohne den selbstlosen und bewundernswerten Einsatz der Kameraden der Bau des Feuerwehrhauses niemals zu finanzieren gewesen wäre. Tausende von Arbeitsstunden waren nötig, um das Haus derart gestalten zu können.

Freiwillige geleistet Arbeitsstunden:
1991: 2638
1992: 1698
1993: 3170
Insgesamt: 7506

Das Gebäudekonzept beinhaltet auch einen Büroraum für den Ortsvorsteher, der hier einen idealen Arbeitsplatz vorfindet, um seine Sprechstunden abzuhalten

Am 26. Feber 1993 wurden 7 neue Feuerwehrkameraden angelobt und eine Jugendfeuerwehr ins Leben gerufen. Damit besaß die Feuerwehr Walbersdorf mit  44 aktiven Kameraden den größten Mannschaftsstand seit ihrer Gründung im Jahre 1890.

Diese Tatsache und der Bau des neuen Feuerwehrhauses eröffneten ein neues Kapitel in der Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr von Walbersdorf.

Im Jahre 1993 wurde ein gebrauchter VW-Bus angekauft und mit Funk- und Atemschutzgeräten ausgerüstet
Nun galt es das erreichte zu erhalten und auszubauen.

Am 31. Dezember legte OBI Erwin Pöttschacher nach 20-jähriger verdienstvoller Tätigkeit die Funktion des Ortsfeuerwehrkommandanten zurück. Bei der Jahreshauptdienstsitzung wurde ihm vom Bürgermeister Josef Resch und von Bezirksfeuerwehrkommandant OBR Josef Karner für seinen unermüdlichen und selbstlosen Einsatz im Dienst am Nächsten gedankt. Auf einstimmigen Beschluß des Ortsfeuerwehrkommandos wurde Erwin Pöttschacher zum Ehrenortsfeuerwehrkommandanten ernannt.
In die überaus großen Fußstapfen trat nun Ing. Norbert Schandl, welcher bereits seit fünf Jahren die Funktion des Kommandantstellvertreters innehatte. Als neuer Stellvertreter wurde Andreas Bauer ernannt.

Im Jahre 1997 konnte eine neue Tragkraftspritze in den Dienst gestellt werden. Im Zuge des Festaktes übergab die Stadtfeuerwehr Mattersburg einen alten Tragkraftspritzenanhänger. Dieser wurde von den Walbersdorfer Feuerwehrkameraden  massiv erneuert und ebenfalls in den Dienst gestellt.
Neben der materiellen Aufwertung wurde auch ein großes Augenmerk auf die Ausbildung und Führungsstruktur gelegt. So konnte ab 1996 erstmals der gesamte Dienstpostenplan erfüllt werden. Zahlreiche Kameraden absolvierten Lehrgänge in der Landesfeuerwehrschule. Ebenso wurde an den Landesfeuerwehrwettkämpfen teilgenommen. Auch stellten sich unsere Kameraden der neu eingeführten Atemschutzleistungsprüfung und erwarben das Leistungsabzeichen.
Die persönliche Schutzausrüstung wurde durch den Ankauf von neuen Feuerwehrhelmen und Einsatzhandschuhen verbessert.

Im Jahre 2000 wurde nicht nur das 110-jährige Bestandsjubiläum gefeiert, sondern auch ein neues Kleinlöschfahrzeug in den Dienst gestellt. In dieser Zeit lag die Anzahl der Einsätze relativ konstant bei ca. 15 pro Jahr. Den Grossteil machten die technischen Hilfeleistungen aus, aber es gab auch immer wieder kleinere Brände zu bekämpfen.
Die Anzahl der Mitglieder (in der Feuerwehrjugend gab es auch bereits einige Mädchen) stieg weiter an und überschritt die magische Zahl 50.

Der nächste Schritt zur Verbesserung der Schutzausrüstung erfolgte im Jahr 2002. Es wurden ca. 30 Stück modernste Schutzjacken angekauft.

Das darauffolgende Jahr wird aufgrund eines nie dagewesenen Unwetters in Erinnerung bleiben. Am 13. Juni 2003 entluden sich
binnen weniger Minuten enormen Wassermassen über den Bezirk und überfluteten zahlreiche Keller und Straßenabschnitte. Der orkanartige Sturm entwurzelte etliche Bäume. Die Feuerwehr Walbersdorf mußte zu insgesamt 21 technischen Hilfeleistungen ausrücken.
Im Zuge der jährlichen Inspizierung gaben kurioserweise gleich zwei Handfunkgeräte den Geist auf. So mußten kurzfristig und unerwartet zwei neue Hanfunkgeräte gekauft werden.

Im Jahr 2004 galt es die Atemschutzgeräte zu erneuern, da die alten ausgeschieden wurden.

Bereits zum 15. Mal wurde der Feuerwehrheurige im Jahr 2005 organisiert. Wie immer konnten zahlreiche Gäste bewirtet und verwöhnt werden.

Die Landesfeuerwehrwettkämpfe wurden im Jahr 2005 bereits zum 50. Mal durchgeführt. Aus Walbersdorf trat jeweils eine Gruppe mit und eine Gruppe ohne Alterspunkte in der Kategorie Bronze an. Beide erreichten weit mehr als die erforderlichen Punkte und erhielten das Jubiläumsabzeichen als Lohn für das fleißige Üben.

Im Herbst 2006 mußte das alte Kommandofahrzeug aufgrund technischer Mängel ausgeschieden werden. Der 9-sitzige Bus stand vorwiegend der Jugend zur Verfügung und wurde auch für alle anderen Aufgaben eingesetzt. Wie schon so oft in unserer Vergangenheit, wurde ein gebrauchtes Fahrzeug gekauft und von den Kameraden entsprechend adaptiert.

2015 feierten die Landesfeuerwehrwettkämpfe ihr 60-Jähriges Jubiläum. Wieder war die Feuerwehr Walbersdorf mit einer Wettkampftruppe vertreten. Vorwiegend junge Mitglieder traten ohne Alterspunkte in der Kategorie Bronze an und erhielten das Leistungsabzeichen in Bronze, sowie das Jubiläumsabzeichen verliehen.

Ein Jahr später wurden die Fahrzeughalle und die Küche renoviert und die landesweite Umstellung auf Digitalfunk erfolgte. Hierzu erhielt die Feuerwehr vom Landesfeuerwehrverband zunächst ein Hand- und ein Mobilfunkgerät. Kurze Zeit später wurden weitere Geräte bestellt, um alle Fahrzeuge auf das neue Funksystem umzurüsten.

Anfang 2017 gab Kommandant Norbert Giefing bekannt, dass er mit 1. Juni seine Funktion zurücklegt. Nach einigen Sitzungen standen die Nachfolger fest: Andreas Pollack übernimmt die Funktion des Ortsfeuerwehrkommandanten und Paul Bugnyar wird Ortsfeuerwehrkommandantstellvertreter.

Dieser Gründergeist und die Kameradschaft gepaart mit Eigeninitiative mögen unsere Feuerwehr noch möglichst lange beseelen und leiten, um so im Dienst am Nächsten rund um die Uhr einsatzbereit zu sein. Getreu den Motto:

Gott zur Ehr´, dem Nächsten zur Wehr!